Kultur mit Hund auf der Insel Rügen

Slawen, Fürsten und Fischer haben auf der Insel Rügen ihre Spuren hinterlassen. Sie führen am Strand entlang, durch stille Dörfer und exotische Parks und sie lassen sich wunderbar mit einem vierbeinigen Begleiter erkunden.

Kap Arkona - der heiligste Ort der Slawen

Durchatmen, weit gucken und genießen: An dem einst heiligsten Ort der Slawen saugt die Hundenase die Gerüche ein, die der Nordwind über die Ostsee bringt. Das Kap Arkona ist der nördlichste Punkt der Insel Rügen. Über Jahrhunderte stand hier, 40 Meter über der Ostsee, die Tempelburg der Ranen – eines slawischen Stammes, dem die Insel Rügen ihren Namen verdankt. 

Eine vierköpfige, acht Meter hohe Figur ragte inmitten des quadratischen Tempels gen Himmel: Svantevit – der Hauptgott und Beschützer der Felder.

 

 

Wie der Kult sein Ende nahm

Die Dänen sorgten jedoch im Jahr 1168 dafür, dass der Kult um Svantevit ein Ende nahm. Unter dem Anführer Bischof Absalon kamen sie über die Ostsee, zerstörten die Tempelburg und stürzten die Statue. Bald darauf begann der Bau der ersten Kirche auf der Insel Rügen: St. Marien in Bergen. Der damalige Slawenfürst Jaromar hatte sich von den Dänen schnell "zur Vernunft" bringen lassen und wurde der erste christliche Fürst. 

Heute ist am Kap Arkona nur noch ein slawischer Burgwall als Rest der Arkonaburg zu erkennen. Die Anlage ist für Besucher jedoch gesperrt, denn immer wieder stürzen Teile des Burgwalls ins Meer. 

 

Vom Kap Arkona ins Fischerdörfchen Vitt

Feuersteine und Hühnergötter

Südlich des Burgwalls führt eine schiefe Treppe, die "Veilchentreppe", hinunter zum Strand. Der besteht wie alle Strände der Halbinsel Wittow aus schwarz-weißen, bizarr geformten Feuersteinen, die das Wasser im Laufe der Zeit aus der Kreide gewaschen hat. Bizarr ist auch das Geräusch, das der Hund macht, wenn er sich wie ein Wahnsinniger auf einem Exemplar wälzt, das er zuvor mit triefenden Fell, aber voller Stolz an Land gebracht hat.

 

Manchmal ist ein Hühnergott dabei – ein durchlöcherter Feuerstein, der vor Unheil schützen soll, wie die Rüganer sagen. Seit Jahrhunderten fädeln sie Feuersteine an der Tür ihrer Hühnerställe auf, um das Federvieh vor Krankheiten bewahren. Und wenn ein kräftiger Wind geht, wie auf der Insel Rügen durchaus üblich, machen die Steine so viel Krach, dass jeder Fuchs in die Flucht geschlagen wird.  

Fischerdorf Vitt

Nach etwa 1 Kilometer am Strand entlang ist das kleine Fischerdörfchen Vitt erreicht. Dessen rohrgedeckte Häuser schmiegen sich in eine 40 Meter tiefe Schlucht. Eine Mole schützt die Fischerboote, die bei schwerer See auf den Strand gezogen werden. Nach dem morgendlichen Fang räuchern die Fischer für die zahlreichen Touristen, die sich den ofenwarmen Räucherfisch schmecken lassen. 

Gottesdienst mit Blick aufs Meer

Von Vitt aus kann man die Straße entlang zurück zum Parkplatz nach Putgarten wandern oder die 1,5 Kilometer mit der Arkona-Bahn fahren. Gegenüber der Haltestelle steht die weithin sichtbare, achteckige, mit Schilfrohr gedeckte Kapelle, die den Namen Kosegartens trägt, der hier Pastor war. Pastor Kosegarten, den Schiller und Goethe für verrückt hielten und den Humboldt als verdruckstes Genie beschrieb, führte in seiner Gemeinde die Uferpredigten ein. Wer am Hochufer entlang zurück zum Kap Arkona spaziert, kommt an der Stelle vorbei, an der die Kirchgänger zum Gottesdienst mit Blick aufs Meer zusammenkamen.

Am Hochuferweg nach Juliusruh

Wer nicht zurück zum Kap Arkona sondern weiter wandern will, nimmt von Vitt aus den idyllischen Wanderweg in Richtung Süden, der am Hochufer weiter entlang nach Juliusruh und zur Schaabe führt. Zwischen Sanddornbüschen und Rapsfeldern wird man vom Gesang der Feldlerchen und dem Glitzern des Meeres begleitet.

 

Riesenberg von Nobbin

Am Wegesrand erhebt sich der „Riesenberg von Nobbin“, ein Hünengrab aus der Jungsteinzeit. Es müssen wohl Hünen gewesen sein müssen, die aus riesigen Findlingen ein 34 Meter langes und elf Meter breites Grab mit zwei Grabkammern entstehen ließen. Tipp: Mehr über Rügens Ur- und Frühgeschichte weiß Rene Geyer auf seinen Führungen zu berichten: www.naturgeyer.de 

Die Schaabe: 9 Kilometer Sandstrand

Unterhalb des Hochufer liegt der feine Sandstrand vor Juliusruh. Sand zwischen den Pfoten und der Duft von Meer und weiter Welt im Fell – das  sind die Souvenirs, die der Hund von den Stränden der Insel Rügen mitbringen wird. Das Hinterteil nach oben gereckt, pflügt er mit der Nase durch den feinen, weißen Sand der Schaabe. Das kann er noch kilometerweit fortführen, denn der Dünenstrand zwischen Juliusruh und Glowe ist neun Kilometer lang. Und sollte er am Ende der Schaabe angelangt sein, wird sich bei einer Küstenlänge von 574 Kilometern auf Deutschlands größter Insel immer ein Plätzchen für Menschen mit Hund finden. Der Hundestrand der Schaabe liegt zwischen den Strandzugängen 11 und 12 nahe Glowe.

Putbus - die "Weiße Stadt am Meer"

Hundebesitzern, denen der Sinn nach ein wenig Kultur steht, sind in Putbus richtig – der „Weißen Stadt am Meer“. Im Schlosspark tollt der Vierbeiner im Schatten von Bäumen verschiedener Erdteile entlang. Ab und zu entwischt ihm ein Eichhörnchen, das sich auf einen Mammutbaum oder Ginkgo rettet. 

Putbus war eine Fürstenresidenz. Fürst Malte II. hatte eine Schwäche für exotische Bäume. Er ließ den Schlosspark zu einem Landschaftspark in englischem Stil umgestalten. Heute können zwei- und vierbeinige Besucher auf einem 78 Hektar großen Areal zwischen weiten Grünflächen, Wasserläufen, Teichen, uralten Eichen und Eiben, Zedern und Zypressen flanieren.

In Carrara-Marmor gehauen, steht Fürst Malte im Schlossgarten, den Blick über den Schlossgarten. Dass Touristen auf den Hauptachsen des Parks spazieren, würde ihm heute gefallen. Denn ab 1823 ließ er Putbus zu einem vornehmen Badeort umbauen und legte damit den Grundstein für das, wovon viele Insulaner heute leben – den Badeverkehr. 

Rügens erstes Seebad

Das erste Seebad entstand an der Hauptstraße, mitten in Putbus. Pferdewagen brachten mit Wasser gefüllte Tonnen, das in große Holzzuber geschüttet wurde, in denen die Gäste badeten. Später wurden im nahe liegenden Neuendorf am Greifswalder Bodden für die badenden Herren Leinwandzelte am Strand aufgestellt, während die Damen in Badekarren in das Wasser gefahren wurden. 

Weil das Baden in Neuendorf und Putbus großen Zuspruch fand und sich der Fürst vom Besuch anderer europäischer Kur- und Badeorte inspirieren ließ, entschloss er sich zur Errichtung des „Badehaus in der Goor“ im drei Kilometer entfernten Lauterbach. Das Gebäude im Stil eines griechischen Tempels zog bald eine Schar illustrer Gäste an: Gerhard Hauptmann, Otto von Bismarck, Alexander von Humboldt und Elisabeth von Arnim. 

Leider verblasste der Ruhm des Badeortes Ende des 19. Jahrhunderts gegenüber der in Mode gekommenen Seebäder Binz und Sellin an den offenen Ostseestränden. Denn dem verwöhnten Badepublikum reichte der geringe Wellengang im Bodden längst nicht mehr. 

Goor - alter Buchenwald am Boddenufer

Der Hund braucht keine mondänen Badeorte. Er fühlt sich an den Boddenstränden ebenso wohl wie an der offenen Ostsee. Hinter dem "Badehaus Goor" beginnt die Goor, ein Wald, der sich am Ufer des Greifswalder Boddens erstreckt. Ideal zum spazieren gehen - immer am Wasser entlang oder durch den märchenhaften Buchenwald. Zum Beispiel auf dem "Pfad der Muße und Erkenntnis"

Nach so vielen Abenteuern gräbt der Hund am Strand von Rügen nach kühlem Sand, lässt sich darin fallen und legt den Kopf auf die sandigen Pfoten. Während die Möwen um den besten Platz am Wasser kämpfen und am Horizont ab und zu ein Schiff vorbeizieht, fallen ihm die Augen zu. 


Tipps rund um die Insel Rügen

Hundestrände auf Rügen

Ausgewiesene Hundestrände gibt es unter anderem in Binz, Sellin, Baabe, Göhren, Thiessow, Glowe und Prora, weitere in Dranske und Nonnevitz im Norden der Insel. Frühmorgens und spätabends werden Hunde für gewöhnlich auch an den anderen Strandabschnitten akzeptiert. In der Nebensaison (Oktober bis April) dürfen sie alle Strände erkunden. Naturbelassene Strandabschnitte gibt es vor allem im Norden der Insel, wo sich niemand an einem Hund stört. Rügens schönste Hundestrände gibt es hier

Kultur mit Hund

Historische Führungen für Zwei- und Vierbeiner: Bekleidet mit Wams und Zylinder bietet Kürschnermeister und Hundebesitzer Uwe Hinz historische Stadtführungen durch Bergen und individuelle Führungen über Rügen. Zu seinen Zuhörern gehörten bereits der Berner-Sennenhunde-Club und der Rhodesian-Ridgeback-Club Deutschland. Tel. 03838-252808.

 

 

 

 

KulturStiftung Rügen: wechselnde Ausstellungen in der Orangerie Putbus, Alleestraße 35. Tel. 038301/889797. November bis April: Di bis Sa 11 - 16 Uhr, Mai bis Oktober: Di - So 10 bis 17 Uhr. www-kulturstiftung-ruegen.de 

Kultursommer am Kap Arkona: Von Anfang Juli bis Ende August gibt es auf der Freilichtbühne unterhalb der Leuchttürme Sommertheater. Kulturinteressierte Hunde sind willkommen. Spielplan auf www.kap-kultur.de

Störtebeker Festspiele: Die Abenteuer des legendären Klaus Störtebeker sind jedes Jahr auf der Naturbühne Ralswiek zu sehen. Mit 150 Mitwirkenden und vielen Spezialeffekten. Hunde sind zwar erlaubt, allerdings nicht für jeden ein Abenteuer. Sie sollten schussfest sein und sich nicht von vorbeidonnernden Pferden, fliegenden Adlern und Feuerwerk beeindrucken lassen. www.stoertebeker.de

Kreidemuseum Gummanz: Hier dreht sich alles um das "weiße Gold Rügens" - die Kreide: von der Entstehung der Kreide, Kreideabbau, Nutzung etc. Inklusive Naturlehrpfad. Hunde sind im Museum willkommen. www.kreidemuseum.de

Dokumentationszentrum Prora in der Anlage des einst geplanten "KdF-Seebades Rügen", Objektstraße/Strandstraße, Block 3/Querriegel, Prora. Tel. 038393/13991. Hunde sind in der Ausstellung willkommen. 

www.proradok.de 

 

Wandern auf Rügen

Rundwanderung Kap Arkona (ca. 6 km): Vom Parkplatz Putgarten geht es die Dorfstraße entlang zum Kap Arkona. Südlich des Peilturms die "Veilchentreppe" hinunter und am Steinstrand entlang ins romantische Fischerdorf Vitt. Von hier aus führt die Straße vorbei an einer achteckigen Kapelle zurück nach Putgarten.

Wandern auf Mönchgut (ca. 8 km): Das kleine Örtchen Groß Zicker auf der Halbinsel Mönchgut ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen abseits der Touristenpfade. Ein etwa acht Kilometer langer Rundwanderweg führt um die Zickerschen Berge – mit Ausblick über den Greifswalder Bodden. 

Wandern in der Goor: www.natur-beruehrt.de 

 

Wandern auf Jasmund/ Kreidefelsen (ca. 11 km): Der Hochuferweg von Lohme zum Königsstuhl führt durch uralte Buchenwälder und bietet herrliche Ausblicke auf die Ostsee. Rückweg am Herthasee und Murmelsee vorbei nach Lohme.

Mehr über die Halbinsel Jasmund und die Kreidefelsen:  

Auf den Spuren von Caspar David Friedrich

 

Schlafen

Ferienwohnung auf dem Bauernhof: Menschen mit Hund finden auf dem weitläufigen Hofgut Wollin komfortable Ferienwohnungen. Von dort aus ist es nur einen Steinwurf entfernt zum Kap Arkona. Ferienwohnung mit 2 Zimmern ab 100 Euro. Hund: 10 Euro/Tag. Putgarten/Arkona, Tel. 038391-40840, www.hof-wollin.de

Im Loev Hotel in Binz zahlen Hundebesitzer für ihre wohlerzogenen Vierbeiner 15 Euro pro Tag, Tel.: 038393/390. www.loev.de 

Sehr hundefreundliche Pension in Thiessow: Pension „Wahnfried“, Hauptstraße 9, Tel.: 038308/8216 (Hund: 5 Euro/Tag).

www.pension-wahnfried.de

Mit Meerblick: Das Panorama Hotel Lohme liegt direkt an der Steilküste und bietet einen imposanten Ausblick auf die Ostsee. Vierbeiner sind gegen einen Aufpreis von 9 Euro herzlich willkommen. Urlauber dürfen nicht nur Hunde, sondern sogar Katzen mitbringen. Doppelzimmer mit Meerblick: 65 Euro pro Person in der Hauptsaison. Tel. 038302/9110, www.panorama-hotel-lohme.de 

Erholung nach Gutsherrenart: Im Landhotel Bohlendorf im Norden der Insel können sich Herr und Hund nach Gutsherrenart erholen. Das Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert bietet eine Parkanlage, Sonnenterrasse und Wohlfühlatmosphäre mit drei Sternen. Doppelzimmer ab 79 Euro, Hund pro Tag: 6 Euro. Bohlendorf 6a, Wieck, Tel. 038391-770, www.bohlendorf.de

Hotel Badehaus Goor: Erholung und Entspannung seit 200 Jahren. Fürst-Malte-Allee 1, Lauterbach. Tel. 038301/88260. Hund pro Tag: 10 Euro.

www.hotel-badehaus-goor.de

 

Essen

Bibo Ergo Sum – Gastwirtschaft am Markt: In dem urgemütlichen Restaurant kredenzen junge Köche Omas Küche. Preiswerte Tagesgerichte, Markt 14, Bergen, Tel.  03838-252259, www.biboergosum.de

Regionale Esskultur: Im Restaurant „Zur Kajüte“ gibt es Rügen-typische Speisen originell zubereitet, zum Beispiel: auf der Haut gebratener Boddenzander mit Sanddornkraut und Kirschrisotto. Wilhelmstraße 5, Ostseebad Sellin, Tel.: 038303-8930, www.restaurant-zur-kajuete.de

 

Buchtipp

Friedrich Christian Delius: "Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus"

Claudia Rusch: "Mein Rügen"