Künstlerinsel Hiddensee

Künstler und Poeten reisten schon immer gern in die Sommerfrische auf die Insel Hiddensee. Hier flirtete Joachim Ringelnatz mit Asta Nielsen, Hans Fallada schrieb an seinem berühmtesten Roman und Gerhart Hauptmann ließ sich ein Sommerhäuschen bauen. Für Menschen mit Hund bietet Rügens kleine Schwester Hundestrände, Wanderwege und die meisten Sonnenstunden. 

Während das Ufer der Insel Rügen immer kleiner wird, hält der Hund die Nase in den Fahrtwind und genießt das Schaukeln der Fähre. Erwartungsvoll blickt er an den Bugwellen vorbei, wo der Leuchtturm von Hiddensee langsam Form annimmt. Die Fahrt zur Insel Hiddensee dauert mit der Fähre gerade mal 25 Minuten. Und doch hat man das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen. 

Das "söte Länneken" - süßes Ländchen

Die Inselbewohner nennen Hiddensee das „söte Länneken“, das süße Ländchen. Hier findet man weder große Hotelanlagen noch Spaßparks oder Promenaden. Hiddensees Reize sind subtiler: Ruhe und Naturerlebnis, Heideteppiche und Sanddornhecken, Häuschen, deren Reetdächer aussehen wie Pudelmützen. Und sonnige Hundestrände, die Platz zum Toben bieten.

Autofreie Insel Hiddensee

Im Hafen vom Kloster schultern wir die Rucksäcke und laufen die Sandwege vorbei an Fischerkaten und Souvenirläden. 

Ab und zu holt uns ein Pferdefuhrwerk ein, gezogen von schweren Mecklenburger Kaltblütern. In der Hochsaison chauffieren bis zu 70 Pferde die Besucher über Hiddensee. Die Insel  ist autofrei. Nur der Arzt, der Inselpolizist und die Feuerwehr sind motorisiert.  

Mit Hund ins Gerhart-Hauptmann-Haus

Im schattigen Garten des Gerhart-Hauptmann-Hauses lässt es sich aushalten. Hunde müssen aber nicht zwingend draußen warten, bis das Kulturprogramm vorbei ist. Gut erzogene Vierbeiner dürfen dabei sein, wenn sich ihre Besitzer im Gerhart-Hauptmann-Haus anschauen, wie der Dichter und Literaturnobelpreisträger die Sommer auf der Insel verbrachte. Hiddensee bezeichnete er als das „geistigste aller deutschen Seebäder“.

Das erste Mal kam Gerhart Hauptmann 1885 hierher. Zeit seines Lebens kehrte er immer wieder zurück und ließ sich ein Sommerhäuschen in Kloster bauen, in dem unter anderem auch Albert Einstein zu Gast war.

 

Wie sehr sich Gerhart Hauptmann mit Hiddensee verbunden fühlte, zeigt, dass er nach seinem Tod 1946 auf dem Friedhof seiner Wahlheimat begraben wurde, wie er es sich gewünscht hatte. Neben der Kirche – das einzige Gebäude, das vom einstigen Zisterzienserkloster übrig blieb.

Dichter und Denker machen Hiddensee zur Künstlerinsel

Den verlangsamten Lauf der Dinge auf Hiddensee wussten in den 20er- und 30er-Jahren viele Dichter, Schauspieler, Maler und Poeten zu schätzen. Nach Ende des 1. Weltkriegs galt Hiddensee als Künstlerinsel. Gottfried Benn, Käthe Kollwitz, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud und Rudolf Steiner - sie alle kamen, um den Sommer zu genießen und Inspiration zu finden. 

Wie oft wohl die dänische Stummfilmkönigin Asta Nielsen am Strand spazieren ging. Es war das Urtümliche, was sie an Hiddensee reizte. Sie bezog in den 20er-Jahren ein rundes Sommerhaus in Vitte und nannte es „Karusel“. Es sollte bald jeden Sommer der Mittelpunkt gesellschaftlicher Abende sein, hier kamen Schriftsteller, Maler und Dichter und Schauspieler zusammen. Seit 1929 etwa Joachim Ringelnatz, der einige Gedichte über die Insel hinterließ.

Hiddenseer Künstlerinnenbund

Schräg gegenüber steht die Blaue Scheune, in der die Hiddenseer Malerinnen ihre Bilder ausstellten. Elisabeth Büchsel war die bekannteste von ihnen. Sie kam 1904 aus Berlin auf die Insel und war so verzaubert von dem Eiland, dass sie jeden Sommer bis tief in den Herbst mit ihrer Staffelei über die Insel streifte. Zu den Gründerinnen des Hiddenseer Künstlerinnenbundes zählten neben Elisabeth Büchsel die Malerin, Schriftstellerin und Musikerin Henni Lehmann, Clara Arnheim und Käthe Löwenthal.

Jeden Sommer luden sie zur Ausstellung in die Blaue Scheune, die Treffpunkt für viele Kunstfreunde war. Bis der Nationalsozialismus das künstlerische Schaffen beendete. Clara Arnheim und Käthe Löwenthal waren Jüdinnen und kamen in Vernichtungslagern um. Henni Lehmann beging Selbstmord. Die Dänin Asta Nielsen verließ Deutschland.  

Später ausgewertete Gästebücher aus drei Pensionen verrieten, dass mehr als 500 Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft zu dieser Zeit auf Hiddensee waren. Fast die Hälfte musste Deutschland verlassen oder wurde ermordet.

Viele Maler kamen wegen der urwüchsigen Natur, waren fasziniert von alten Fischerkaten und den wortkargen herzlichen Menschen mit den derben Gesichtern. Auch Maler der Künstlergruppe „Die Brücke“: Otto Mueller und Ernst Heckel. 35 von Heckels Werken sollen hier entstanden sein. 

Neuendorf - abseits vom Trubel

Wem in der Hochsaison zu viel Trubel herrscht, macht sich von Vitte aus die 5 Kilometer auf den Weg zum Süderende in das denkmalgeschützte Fischerdorf Neuendorf. Hier geht es auch im Sommer ruhiger zu. Neuendorf ist der südlichste Ort der Insel und hat seinen ursprünglichen Charakter eines alten Fischerdorfes erhalten. Eine Dorfmitte gibt es nicht. Die weiß getünchten, reetgedeckten Häuser scheinen wahllos dahingestreut. Sie stehen auf alten, kaum sichtbaren Strandwällen, 1,50 m über Normalnull. Dazwischen winden sich Trampelpfade. Zäune gibt es nicht.

Während sich der Hund am Hundestrand von Neuendorf austobt, weht über die Salzwiesen das Hufgetrappel der Pferde und Klappern ihrer Geschirre.

"Kleiner Mann - was nun?"

Hans Fallada kam lieber im Winter und schrieb hier an seinem 1932 erschienenem Roman  „Kleiner Mann – was nun?“ Sein Werk war zur Hälfte fertig, doch er fühlte sich völlig ausgebrannt. So quartierte er sich im Gasthaus Freese in Neuendorf ein. Wenn er nicht schrieb, machte er Strandspaziergänge bei klirrender Kälte oder saß bei einem Trost und Wärme spendenden Getränk mit den Hiddenseer Fischern zusammen.

Der raue Wind hat sie robust und schnodderschnauzig gemacht. Doch an Herzlichkeit fehlte es ihnen nie. Hiddenseer blieben sich schon immer treu. So wie Hiddensee trotz aller berühmten Besucher immer Hiddensee blieb. 

Wanderung zum Dornbusch

Am nächsten Tag geht es zum Dornbusch, dem im Norden der Insel gelegenen, abwechslungsreichen Hügelgebiet mit Steilküste, Wald und Wiesen. Von Kloster aus spazieren wir den nördlichen Hochuferweg entlang, gesäumt von Sanddornbüschen und durch schattige Wälder. Durch das Hiddenseer Hochland führen zahlreiche Wanderwege. 

Einen davon nahm sicher auch Thomas Mann, als er mit seiner Familie den Sommerurlaub 1924 auf Hiddensee verbrachte. Doch er reiste vorzeitig ab, denn zwei Literaturnobelpreisträger auf einer so kleinen Insel - das ging nicht gut.  

2000 Sonnenstunden im Jahr

Egal, welchen Weg man nimmt – am Leuchtturm Dornbusch wird der Wanderer mit einem Panoramablick belohnt. Auf der Ostsee glitzert die Sonne, die Hiddensee-Besucher nur selten enttäuscht. Denn die Wetterstation auf dem Dornbusch zählt mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr. Hiddensee ist eine der sonnenreichsten Regionen Deutschlands – ideale Bedingungen also für den Sommerurlaub.

 


Tipps Insel Hiddensee

Hinkommen

Mit der Fähre von Schaprode auf Rügen nach Neuendorf, ganzjährig (25 Minuten, Hin- und Rückfahrt 15,30 €, Hund 9 €), nach Kloster (40 Minuten, Hin- und Rückfahrt 17,70 €,

Hund 10 €).

Tipp: Wer dem Touristentrubel entgehen will, nimmt die erste Fähre um 6.30 Uhr ab Schaprode. 

 

Mit der Fähre von Stralsund von April bis Oktober und zwischen Weihnachten und Neujahr, 90 min bis Neuendorf, 2,5 Stunden bis Kloster(ab 19,10 € Hin- und Rückfahrt,

Hund 9,40 €

www.reederei-hiddensee.de 

Schlafen

Hotel Godewind
In den Ferienwohnungen und Apartments des Hotel Godewind in Vitte übernachten Hunde umsonst. Ab 89 Euro. 300 Meter zum Hundestrand. Auch im dazu gehörenden Restaurant sind die Vierbeiner gern gesehene Gäste. Hier gibt’s fangfrischen Fisch. www.hotelgodewind.de 

 

Pension Zum Klausner
Steilküste, Leuchtturm, Sandstrand,  Wald  und gemütliche Zimmer – hier hat man alles auf einmal. Ab 43 Euro p. P., kleine Hunde 5 Euro, große Hunde 10 Euro.

www.klausner-hiddensee.de 



Essen

Café „Hedins Oe“ in Kloster. Von der Fischsuppe bis zum Sanddornkuchen  - Hauptsache regional. Café mit großem Garten und Galerie. www.hedinsoe.de 

 

Gasthaus „Zur Boje“ in Neuendorf: Leckere Fischgerichte, Ambiente wie in der Kombüse eines  Schiffes. www.zur-boje-hiddensee.de 

Erleben

Geführte Wanderungen: Die Hiddenseer Autorin Marion Magas lädt zu Wanderungen und Führungen zu verschiedenen Themen der Inselgeschichte ein. Zum Beispiel auf den Spuren der Malweiber des Hiddenseer Künstlerinnenbundes, zur Blauen Scheune und zum Gerhart-Hauptmann-Haus (kleine Hunde dürfen hinein, große warten im weitläufigen Garten). Gut erzogene Hunde sind auch bei ihren Lesungen willkommen.

www.hiddensee-kultur.de 

 

Gerhart-Hauptmann-Haus: Das Sommerhaus des Dichters ist im Originalzustand erhalten. Zu sehen sind Wohn- und Arbeitsbereich, gesammelte Kunst und eine Dauerausstellung über Leben und Werk von Gerhart Hauptmann. Der Literaturpavillon beherrbergt eine Dauerausstellung über weitere Hiddensee Literaten. Hunde sind willkommen.

Adresse: Kirchweg 13, Kloster. Öffnungszeiten: 27. Januar - 31. März dienstags - samstags 11 - 15 Uhr, April: dienstags - samstags 11 - 16 Uhr, Feiertage durchgehend geöffnet. 

Mai bis Oktober montags - samstags 10 - 17 Uhr, sonntags 13 - 17 Uhr. Voranmeldungen sind das ganze Jahr über möglich. Tel. 038300/397.

Eintritt: 6 €, ermäßigt: 4 €. 

Führungen: 25 € pro Gruppe

www.hauptmannhaus.de 

 

Wanderung zum Leuchtturm Dornbusch, dem Wahrzeichen Hiddensees. Von Kloster aus führen verschiedene Wanderwege zum Leuchtturm, zum Beispiel am nördlichen Hochufer (Rundweg ca. 9,5 Kilometer). Panoramablick. 

 

Hundestrände auf Hiddensee

Ausgiebig toben und baden können Vierbeiner an den drei Hundestränden der Insel: zwei in Vitte , einer in Neuendorf. Vom 1. Oktober bis 30. April dürfen Hunde auch an den anderen Stränden spazieren gehen.

 

Wissenswertes: Hiddensee ist 16,8 km lang und zwischen 200 und 3000 Meter schmal.