Künstlerkolonien in Europa

Raus aus den Ateliers - rein in die Natur

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Europa zahlreiche Künstlerkolonien. Die Freilichtmalerei war in Mode gekommen, seit im französischen Dörfchen Barbizon Landschaftsmaler eine Künstlerkolonie gründeten und in freier Natur arbeiteten. 

Sehnsucht nach dem einfachen Leben

Daraufhin kehrten junge Künstler aus ganz Europa den Zwängen der Akademien den Rücken. Sie verließen ihre Ateliers und zogen aufs Land und ans Meer, weit ab von der industriellen Entwicklung – in Orte, die durch ihre Beschaulichkeit und Ursprünglichkeit die Sehnsucht von Malern und Dichtern nach einem einfachen, naturnahen Leben erfüllten. Zu dieser Entwicklung trug sicher auch die Erfindung der Tubenfarbe zum Mitnehmen bei. Und dank der Eisenbahn war man zügig wieder zurück in der Stadt. 

Auf dem Land setzten sie sich intensiv mit der Natur und dem ländlichen Leben auseinander. Das besondere Licht, die markanten Landschaften und das einfache Leben der Bauern und Fischer boten ihnen Motive, die bis dahin als ungewöhnlich galten. 

Inspirationsquelle für Literatur und Musik

In den Künstlerkolonien entstanden neue Kunstströmungen. Einige bedeutende Künstler hatten einen großen Anteil an der Entwicklung von Impressionismus, Expressionismus und anderen Kunstrichtungen.

Doch es ging nicht nur um Malerei. Künstlerkolonien waren auch Inspirationsquellen für Literatur, Musik und Bildhauerei. So war der Dichter Holger Drachmann einer der ersten in der Künstlerkolonie Skagen in Dänemark. Und den Schriftsteller Gerhart Hauptmann zog es in die Künstlerkolonie Hiddensee.

Künstlerkolonien in Norddeutschland

Ideale Bedingungen fanden sie in Norddeutschland - Moore und Seen, Strand und Meer, Wälder und Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen schien. 

Künstlerkolonie Worpswede

Die Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen ist ein gutes Beispiel für die soziale Seite des Künstlerlebens: Man arbeitete gemeinsam in freier Natur, man feierte zusammen, liebte sich, heiratete untereinander und trennte sich wieder. Worpswede war Vorbild für viele weitere Künstlerkolonien: Mit der Gründung eines Künstlervereins machten Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn auch international Schule...mehr 

Künstlerkolonie Hiddensee

Den verlangsamten Lauf der Dinge auf Hiddensee wussten in den 20er- und 30er-Jahren viele Dichter, Schauspieler, Maler und Poeten zu schätzen. Nach Ende des 1. Weltkriegs galt Hiddensee als Künstlerinsel. Gottfried Benn, Käthe Kollwitz, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud und Rudolf Steiner - sie alle kamen, um den Sommer zu genießen und Inspiration zu finden...mehr 

Künstlerkolonien heute

Kunst und Landschaft prägen noch heute den Charakter der Künstlerkolonien. Nicht nur durch die Präsentation des kulturellen Erbes in Museen und Galerien, sondern auch durch heutige ortsansässige Kreative. Maler, Grafiker, Bildhauer Musiker und andere Künstler, die sich vom Geist der Koloniegründer inspirieren lassen und neue Akzente setzen.

 

Der Zauber, der all die Künstlergenerationen in ihren Bann zog, lässt sich nicht nur in ihren Kunstwerken ablesen. Er liegt noch immer über der Landschaft und lässt sich beim Spaziergang mit dem Hund nachspüren. 

 

Künstlerkolonie Worpswede

Künstlerkolonie Hiddensee 

Künstlerkolonie Skagen